nebel
leise streifen sonnenfetzen
die zerrüttete seele der verendenden nacht
steigende schwaden im blaßblau
das mich endlich traurig macht
im feucht-herbstlichen regenschauer
rosten wald und flur dahin
stirbt meine hoffnung wohl auf dauer
sommerträume verweht vom wind
und wie ein unvorhergesehener tod
trifft mich der wandel der natur
zauber der wälder im fürstlichen rot
in wenigen tagen kahle skelette nur
ab und zu der schleier sich noch senkt
tiefes sammeln zum entscheidenden schlag
die buche vorm haus hat ein goldenes blatt mir geschenkt
zur heimlichen erinnerung an einen novembertag
doch kein nebel der welt erstickt diesen traum
auch wenn er mich jetzt traurig stimmt
wir wissen beide ich und der baum
der nächste frühling kommt bestimmt
*Hier klicken zum Start des Gedichtbandes -> “Kopfgeburt - mit der Glocke am Kragen” von Jens Thieme, 1992.